|
Als im Morgengrauen des Freitag, den 13. Oktober 1307 in einer beispiellosen Verhaftungsaktion 138 Templer im Schlaf überrascht und in Ketten abgeführt wurden, konnte niemand ahnen, dass dies gleichzeitig der Anfang der Entstehung einer der grössten Legenden in der gesamten Geschichte der Menschheit war. Die von den Häschern König Philips gefangengenommenen Templer wurden anschliessend vor Gericht gestellt, viele auch gefoltert.
In der Anklageschrift gegen die Tempelherren hiess es unter anderem: "Die Templer bespucken das Kruzifix, treten es mit Füssen, küssen einander das Ende der Wirbelsäule und beten einen Götzen namens Baphomet an."
Es wurden merkwürdige Geständnisse zutage gefördert, und noch seltsamere Beschuldigungen erhoben. Man warf den Templern vor, sie hätten den Teufel als Baphomet verehrt. Bei ihren geheimen Zusammenkünften hätten sie sich vor einem bärtigen Kopf zu Boden geworfen, der zu ihnen gesprochen und ihnen okkulte Kräfte verliehen habe, ausserdem seien unbefugte Zeugen dieser rituellen Handlungen beseitigt worden und die Templer hätten dabei selbst vor der Ermordung von Kindern nicht haltgemacht.
Die Beschuldigungen gegen die Tempelherren waren jedoch nicht gänzlich aus der Luft gegriffen, das zeigen die Ergebnisse der Geständnisse ganz eindeutig, denn von den 138 in Paris verhafteten Templern haben siebenundneunzig Prozent gestanden, auf das Kruzifix gespuckt und Baphomet verehrt zu haben! Von den über 200 englischen Templern, die ebenfalls schwerster Folter unterworfen waren, haben nur gerade vier Ritter dieses Verbrechen gestanden. Dies ist eine nicht unwesentliche Diskrepanz, die nicht damit erklärt werden kann, dass englische Templer grössere Qualen und Schmerzen ertragen konnten als ihre französischen Leidensgenossen...
Über den wahren Ursprung von Baphomet oder Bafomet kann dennoch nur gerätselt werden. Aleister Crowley ermittelte aufgrund visionärer Arbeit (sog. Amalantrah Working 1918) die für ihn kabbalistisch "richtige" Schreibweise: BAFOMIThR. Für Crowley war Baphomet mit Mithras gleichzusetzen, wobei er jedoch einfach ein "R" hinzufügte, um mit diesem Kunstgriff auf die kabbalistische Zahl 729 zu kommen. Selbstredend, dass in Crowleys kabbalistischem System die Zahl 729 "Fluch des Satans" bedeutet. Und nach Theodor Reuss, Crowleys Vorgänger als O.T.O. Oberhaupt, bedeutet Baphomet: "...die Natur, das androgyne Wesen, darstellend das Feuer, reines Akascha, Luft, den Atem des himmlischen Wesens, Wasser, die lebendige Seele und das Wesen der Erde. Baphomet stellt diese Elemente und auch die Quintessenz dar, da er die Verstofflichung und das Spiegelbild des Schöpfers ist."
Eliphas Lévi führte Baphomet auf den bocksköpfigen Gott Banebdetet im ägyptischen Mendes zurück. Ausserdem war er der Überzeugung, Baphomet sei als Azoth mit dem Stein der Weisen identisch.
Weitere Theorien besagen, Baphomet stamme aus den beiden griechischen Wörtern Baph und Metis und bedeute Taufe der Weisheit oder Baphomet sei als abufihamat (ausgesprochen "bufihimat") eine Fehlschreibweise für Mohammed mit der Bedeutung "Vater der Weisheit". Auch mit Sophia, dem weiblichen Logos der Gnostiker, ist Baphomet in Verbindung gebracht worden.
Baphomet wurde jedoch immer auch als "redendes Haupt" bezeichnet, und diesem redenden Haupt versuchte Kuno Graf von Hardenberg 1932 die Zunge zu lösen, als er ein templerisches Buchstabenquadrat untersuchte. Dieses Satan-Quadrat ist dem bekannten Sator-Quadrat, dessen Bedeutung bis heute nicht wirklich gelöst ist, nicht unähnlich, denn nimmt man aus diesem Satan-Quadrat alle anderen Buchstaben ausser A und B heraus, ergibt sich eine Figur, in die man das Templerkreuz einzeichnen kann. Das Templerkreuz selbst besteht aus zwei Fyrfos. Die Buchstaben, die man herausgenommen hat, lauten S,T,N,D,M,T und bedeuten nach Graf von Hardenberg: Salomonis Templum novum Dominorum Militae Templariorum. Übrig bleibt das B in der Mitte, das für den Logos stehen soll; durch Fyrfos kommt also die Lösung, d.h. das Feuer des Glaubens wird entzündet. Baphomet symbolisiert somit die Meisterschaft der Schwarzen Flamme, welche zum Ruhme ihrer Perfektion Rot wird!



Wir finden Baphomet und das "redende Haupt" auch in den Halgarita Sprüchen von Karl Maria Wiligut, im sogenannten "Baphomet Spruch", den er am 1.1. 1929 Werner von Bülow übergeben hat. Hier folgen nun verschiedene magisch-initiatorische Übersetzungen dieses 36. Halgarita-Spruches:
"Draugs godiu obi,
Adlar obi Dreaugs,
Bafomatli sun Lew ans,
Sun luecht Bafomatli dvo."
"Der Geist des götlichen Drehauges strömt von oben,
die Adler-Wiligoten herrschen über diesen Ur-Kraftstrom Gots
durch Geistlenkung im Stoffe durch die Kraft!
Der Weltenbaumeister bricht sich dabei seine Bahn
in der quantitativ-materiellen Daseinsebene,
der Got-Kraftstrom von Baphomets Urpotenz
wendet die Lebensformen im Stoffe bedingt aus Ursache,
die Wirkung wird und durch Leid neue Ursache formt."
"Und so sprach BAPHOMET selbst:
Im Schwarzen wirke ich weiss, d.h. ich drehe das Wirken der Dunkelmächte so, dass es letztlich dem Lichtfortschritt dient.
Im Weissen wirke ich schwarz, d.h. ich drehe das Wirken der Lichtgeneigten ins Dunkle oder zerstöre es so, dass es gezwungen wird zu steter Vervollkommnung, Behebung der von mir aufgedeckten oder verstärkten Fehler.
Beide Dreiecke zeigen mich als Meister der Vierung, mittels Licht und Dunkel, wie dies die Glyphe des Redehauptes, des Templer- und Johanniter-Kreuz, ausweist."
Erläuterung von Karl Maria Wiligut
Oberst Wiligut sagte: "Die Templer hatten die alte Religion!" Er betrachtete den Tempelherrenorden als Hüter der alten und authentischen Ur-Religion. Dabei sah er in Baphomet weniger ein verehrungswürdiges Ikonenbild als ein Einweihungsbild kosmischer und irdisch-menschlicher Mysterienweisheit, wie Rudolf J. Mund in seinem bislang unveröffentlichten Manuskript Fragmente einer verschollenen Religion schreibt. Zudem bezeichnete er MEISTER Baphomet als dritten Logos und Weltenbaumeister, als Schöpfungs- und Lenkungsspitze der Erde!
Mit dem Runenschlüssel von Wiligut ergeben sich folgende Entsprechungen und Zuordnungen um das Symbol des Satanas: Der Bockskopf steht für Widar oder den feurig vorstossenden Ich=Rhythmus, die beiden Hörner symbolisieren Dualität, die Zweiheit, Satan=Geist und Satan=Stoff. Baphomet beherrscht den "Stoff" und den "Geist", mit Seiner "Kraft" beseelt. Baphomet ist Got, das redende Haupt Gottes! Laut Wiligut soll ja auch ein Zusammenhang zwischen der Schwarzen Sonne zu Saturnus und Satanas, dem Lebensspender und Lebensvernichter, bestehen und im Saturn- oder Sator-Quadrat festgehalten worden sein. Es ist übrigens sicher auch kein Zufall, wenn die kabbalistische Schreibweise für Sator die Zahl 666 ergibt, die Zahl des Tieres aus der Apokalypse!
Die Runeninschrift um den Wid-ar Baphomet wurde in urgotischen Runen geschrieben und kann wirklich nur Satanas lauten!
---------------------------------------------
Quellenhinweise:
Maurice Bessy; A Pictoral History of Magic and the Supernatural, Spring Books, London 1964
Sylvia und Paul F. Botheroyd; Lexikon der keltischen Mythologie, Eugen Diederichs Verlag, München 1992
Alain Demurger; Die Templer - Aufstieg und Untergang 1120 - 1314, Verlag C.H. Beck, München 1991
Kuno Graf von Hardenberg; Rosenkreuz und Bafomet, Darmstadt 1932
Kassandra; Die Templer, www.omen.de/history/
Keith Laidler; Das Haupt Gottes, Scherz Verlag, Wien 1999
Hans-Jürgen Lange; Weisthor - Karl Maria Wiligut - Der Rasputin Himmlers und seine Erben, Arun-Verlag, Engerda 1998
Anton Szandor LaVey; The Satanic Bible, Avon Books, New York 1969
Eliphas Lévi; Geschichte der Magie - Zweiter Teil, Sphinx Verlag, Basel 1975
Horst E. Miers; Lexikon des Geheimwissens, Goldmann Verlag, München 1993
Rudolf J. Mund; Fragmente einer verschollenen Religion, ohne Jahrgang, im Besitz des Schwartzen Ordens von Luzifer
Zeena and Nikolas Schreck; Anton LaVey: Legend and Reality, Los Angeles 1998
Oswald Wirth; La franc maconnerie rendue intelligible a ces adeptes - II, "Le Compagnon" Paris 1931
|
|