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1 (138)
"Ich weiss, dass ich hing
am windkalten Baum
neun Nächte lang,
mit dem Ger verwundet,
geweiht dem Odin,
ich selbst mir selbst,
an jenem Baum,
da jedem fremd,
aus welcher Wurzel er wächst.
2 (139)
Sie spendeten mir
nicht Speise noch Trank;
nieder neigt ich mich,
nahm auf die Runen,
nahm sie rufend auf;
nieder dann neigt ich mich.
3 (140)
Neun Hauptlieder
lernt ich vom hehren Bruder
der Besla, dem Bölthornsohn;
von Odrörir,
dem edelsten Met,
tat ich einen Trunk.
4 (141)
Zu wachsen begann ich
und wohl zu gedeihn,
weise ward ich da;
Wort mich von Wort
zu Wort führte,
Werk mich von Werk
zu Werk führte.
5 (142)
Runen sollst du finden
und Ratstäbe,
Stäbe gar stark,
Zeichen voll mächtiger Zauberkraft,
wie sie zog der Zauberherr,
wie sie wirkten Weihgötter,
wie sie ritzte der Raterfürst.
(143)
Odin im Asenreich,
Da1in bei den Alfen,
Dwalin den Zwergen,
Alswidr im Jötenreich;
auch ich ritzte einige.
(144)
Weisst du zu ritzen?
Weisst du zu raten?
Weisst du zu färben?
Weisst du zu fragen?
Weisst du zu wünschen?
Weisst du zu weihen?
Weisst du zu senden?
Weisst du zu schlachten?
(145)
Besser ist ungebeten, als Opfers Übermass.
Die Gabe will stets Vergeltung.
Besser nichts senden,
als wieder hemmen;
so ritzt es Thundr
zur Richtschnur den Völkern (den Thiudisk!)
Eh er entwich, von wannen er wiederkehrt.
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1 (146)
Die Lieder kann ich,
die keine Königin weiss
und niemandes Nachkomme:
Hilfe heisst das erste;
es wird helfen dir
in Not und Nachstellung.
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2 (147)
Ein andres kann ich;
den Erdenkindern nützt es,
die heilende Hand üben;
(es scheucht Krankheit
und die Schmerzen alle,
heilt Wunden und Weh.)
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3 (148)
Ein drittes kann ich,
drängt mich die Not,
zu hemmen Hassgegner:
stumpf mach ich
den Stahl der Feinde,
nicht beisst ihr Waffen und Wehr.
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4 (149)
Ein viertes kann ich,
wenn in Fesseln man mir
die Gelenke legt:
die Weise sing ich,
dass ich wandern kann;
es springt das Band mir vom Bein,
die Fessel von der Faust.
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5 (150)
Ein fünftes kann ich,
seh ich feindlichen Speer,
geschleudert in der Schlacht:
nicht fliegt er so hart,
dass ich ihn nicht hemmen könnte,
wenn ich ihn mit dem Aug ihn anschau.
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6 (151)
Ein sechstes kann ich,
versehrt mich ein Mann
mit böser Baumwurzel:
diesen Gegner,
der Grimm mir weckt,
trifft zuerst das Unheil.
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7 (152)
Ein siebentes kann ich,
seh den Saal ich lodern
hoch überm Hallenvolk:
nicht brennt er so breit.
dass ich ihn nicht bergen könnte;
den Segen ich singen kann.
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8 (153)
Ein achtes kann ich,
das allen Männern
zu vernehmen nützlich ist:
wenn Hass wächst
unter Heldensöhnen,
kann ich schlichten schnell.
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9 (154)
Ein neuntes kann ich,
wenn mich Not auf See
mein Schiff zu schützen zwingt:
den Sturm auf dem Meer
stille ich
und besänftige die See.
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10 (155)
Ein zehntes kann ich,
seh ich Zauberinnen
in der Höhe hinfliegen:
das gelingt mir,
dass sie ledig fliehen
ihrer Hüllen heim,
ihrer Hexenkraft heim.
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11 (156)
Ein elftes kann ich,
wenn alte Freunde
ins Gefecht ich führen soll:
in die Schilde raun ich,
und ruhmvoll ziehn sie
heil zum Handgemenge,
heil vom Handgemenge,
Kehren heil wieder heim.
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12 (157)
Ein zwölftes kann ich,
seh ich zittern im Wind
den Gehenkten am Holz:
so ritze ich
und Runen färb ich,
dass der Recke reden kann
und vom Galgen geht.
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13 (158)
Ein dreizehntes kann ich,
wenn eines Degens Sohn
mit Wasser ich weihen soll:
nicht wird er fallen,
wenn ins Feld er zieht,
ihn erschlägt kein Schwert.
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14 (159)
Ein vierzehntes kann ich,
soll ich dem Volk der Menschen
die Himmlischen herzählen:
von Asen und Alfen
weiss ich alle Kunde;
Wenige sind so weise.
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15 (160)
Ein fünfzehntes kann ich,
das vor Dellings Tor
Thjodrörir ertönen liess:
er sang Kraft den Asen,
den Alfen Gewinn,
Weisheit Walvater.
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16 (161)
Ein sechzehntes kann ich,
wenn von besonnener Maid
ich Liebe und Lust begehr:
dem weissarmigen Weib
wend ich den Sinn
und wandle den Willen ihr.
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17 (162)
Ein siebzehntes kann ich,
dass mich selten flieht
die mädchenhafte Maid:
dieser Lieder
wirst du, Loddfafnir,
lange bar bleiben,
ist dir's heilsam auch,
hörst du sie,
nützlich, vernimmst du sie,
frommend, befolgst du sie.
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18 (163)
Ein achtzehntes kann ich,
das ich allen hehle,
Mutter oder Maid
das beste ist immer,
was nur einer weiss;
das sei mein letztes Lied
ausser der einen,
die im Arm mich hält
oder deren Bruder ich bin.
Ljodalok
(164)
Des Hohen Lied ist gesungen
in des Hohen Halle,
den Erdensöhnen not,
unnütz den (stoffgebundenen) Jöten.
Heil ihm, der es kann!
Heil ihm, der es kennt!
Lange lebt, der es erlernt,
Heil allen, die es hören
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